Trotz all dem Übungsprogramm wollten wir
schließlich zumindest eine lange Klettertour gehen. Wir wählten den Aufstieg
über den Melzergrat und die Melzerkante auf die Hintere Platteinspitze. Dies
ist eine lange, alpine Klettertour (950m). Sie gelang uns erst am zweiten
Anlauf. Bereits zwei Tage zuvor hatten wir sie probiert, mussten jedoch nach
dem ersten Drittel wegen eines herannahenden Kaltfront abbrechen. Wir
querten damals zur Melzerplatte und kletterten dort noch zwei Seillängen,
bevor wir die Flucht antraten. Wir erreichten die Hütte kurz vor dem
Niedergang eines heftigen Hagelgewitters.
Beim zweiten Versuch am letzten Kurstag waren
die Verhältnisse dann aber perfekt.
Der Zustieg erfolgt über den Gugersattel, von
dort quert man über das Scharnitztkar ohne Höhengewinn zum anderen Talufer,
wo man noch kurz talauswärts bis nach dem Engelkarle geht. Der Einstieg
befindet sich auf dem nun am tiefsten Punkt des von der Hint. Platteinspitze
herabkommenden SW-Grates, dem Melzergrat.
Zunächst geht es das erste drittel über den
Melzergrat, meist 3/3+, Stellen 4, 9SL. Gute, sichere Kletterer können die
ersten Passagen auch seilfrei klettern. Dann folgt die Melzerkante (4/5-,
4SL), welche den "oberen Rand" der Melzerplatten bildet. Hier ist die Tour
recht gut mit Normbohrhaken abgesichert.
Am Ende der Melzerkante machten wir eine
Pause, dann hatten wir etwas Orientierungsprobleme. Meine Vermutung über den
weiteren Tourenverlauf erwies sich schließlich als richtig. Dies fanden wir
aber erst heraus, nachdem wir eine andere Route, weiter im Osten, versuchten
und diese abbrechen mussten.
Auf der richtigen Route, direkt vom Rastplatz
nach der "oberen Abseilpiste" muss man sich richtiger Weise gleich Richtung
Gipfel halten und darf nicht weiter nach Osten queren. Eine
Plattenverschneidung, wie im Panico Kletterführer "Lechtaler Alpen"
beschrieben existiert hier jedoch nicht. Es geht noch einige leichtere
Seillängen (bis 3+) weiter, bis an einem Felsköpfl mit Schlingen und einem
großen Karabiner ein Abseilstand eingerichtet ist. Hier seilt man sich aus
das Schotterfeld etwa 20m ab und geht dann über leichtes Schrofengelände zum
Gipfel.